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Der Urgrund

Praxis für Hypnose Hamburg

Dr. phil. Elmar Basse

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Der Urgrund

Die innere, spirituelle Reise kann auf verschiedensten Wegen erfolgen. Die esoterischen Richtungen haben jede auf ihrem je eigenen Weg diese Reise unternommen.


Welchen Weg der Einzelne geht, muss er selbst für sich entdecken. Viele Menschen zieht es heute eher zum Fernöstlichen hin. Dabei wird nicht immer gesehen, wie Thorwald Dethlefsen formuliert, „dass wir im Westen ebenfalls ein reiches Angebot esoterischer Systeme besitzen, die den Vorteil haben, unserem Denken und unseren Lebensgewohnheiten besser angepasst zu sein1.


Dies ist eine mögliche Sicht, der ich einerseits zustimme. Andererseits kommt es darauf an, welchen Systemen und Symbolen der einzelne Mensch sich nahefühlt und was ihn inspirieren mag. Das kann und wird oft das Fremde sein.


Aufgrund meines persönlichen Wegs wende ich mich hier dem Westen zu, wobei noch zu bemerken ist, dass West und Ost sich in ihren Wegen deutlich unterscheiden mögen, aber das Wissen und die Wahrheit für alle Menschen zugleich gilt. Wer West und Ost zu­sammen betrachtet, erkennt schnell das Gemeinsame.


 

Es gibt bestimmte Wissensgebiete, in denen es sehr sinnvoll ist, an den Anfang zurückzuschauen. Im Rückblick können wir erkennen, wie etwas entstanden ist, welche Wege beschritten wurden und welche Gründe es dafür gab.


Unsere westliche Kultur hat ihren Ursprung in der Antike, im antiken Griechenland. Dort entsteht ein Blick auf den Menschen und auf die ihn umgebende Welt, der den Westen prägen wird. An der Wiege des Abendlandes stehen die vorsokratischen Philosophen. Der im Jahr 624 v. Chr. geborene Thales gilt als der „älteste Denker in der Geschichte der abendländischen Menschheit2.


Ihn und die auf ihn folgenden Denker beschäftigt vor allem eine Frage, und zwar die nach dem Urgrund der Dinge. Woraus ist die Welt entstanden, was hält sie im Innersten zusammen, und was ist das Wesen des Menschen?


Neu ist diese Frage nicht. In allen Zeiten und allen Kulturen wurde diese Frage gestellt. Vor Thales geschah das allerdings nur im Rahmen von Religion und von Mythen. Thales stellt sie als Philosoph. Was das Besondere daran ist, werden wir später noch beleuchten.


Zunächst ist vielleicht zweifelhaft, was die Frage nach dem Urgrund denn mit dem Thema von Hypnose, mit Krankheit und Heilung zu tun haben mag. Die Antwort lautet: Es ist das Warum. Warum bin ich eigentlich krank, was ist der Grund, vielleicht Sinn der Krankheit? Was ist denn das Wesen der Krankheit, warum erkrankt der Mensch überhaupt?


Mit solchen und vielen ähnlichen Fragen wird hinter die Oberfläche zu schauen versucht. Dementsprechend ist in alten Zeiten, vor der modernen Medizin, der Priester meist auch der Medizinmann, beziehungsweise umgekehrt. Der Priester, Schamane oder wie man ihn jeweils auch nennt, steht in Verbindung, so wird es gedacht, zu bestimmten höheren Mächten.


Er hat ein „Expertenwissen“, das für die Heilung wichtig ist. Meist lebt er in abgegrenzten Bereichen, der Schamane z.B. meist nicht im Dorf, sondern etwas außerhalb. Sosehr man ihn dabei einerseits braucht (schon weil er eben heilkundig ist, aber oft auch dann befragt wird, wenn es um die Zukunft geht), wirkt er zugleich auch „unheimlich“, man begegnet ihm häufig mit Ängsten und Schaudern, mindestens aber voller Respekt.


Es sind die vorsokratischen Philosophen, die die Frage nach dem Urgrund auf eine neue Weise stellen und sie von Religion und Mythen entkleiden, sie beginnen zumindest damit und machen sich damit auf einen Weg, der ein sehr verschlungener ist.


Es sei dabei noch angemerkt, dass die Frage nach dem Urgrund zwar die Philosophen beschäftigt, sie damit aber alleine standen. Schon im antiken Griechenland befinden sie sich „in großartiger Einsamkeit als die einzigen, die damals nur der Erkenntnis lebten3.  Sie befassen sich mit Dingen, die die Mehrheit kaum interessiert und die sie für „abgehoben“ und weltfremd hält.


So gibt es auch die Anekdote, dass Thales beim Beobachten der Sterne unversehens ins Stolpern geriet und in einen Brunnen fiel. Eine Magd verspottete ihn, weil er sich zwar darum bemühe, die Dinge am Himmel zu erkennen, ihm dabei aber entgehe, was sich vor seinen Füßen abspiele.


Das markiert den Unterschied zwischen dem inneren und äußeren Weg bzw. dem esoterischen (inneren) und dem exoterischen (äußeren) Kreis. Der innere, esoterische Kreis ist umgeben vom äußeren, exoterischen Kreis. Die griechische Magd lebt (jedenfalls in diesem Moment) in dem exoterischen Kreis, Thales hält sich im esoterischen auf.


Wer den inneren Weg beschreitet, und das sind immer nur wenige, entfremdet sich von der äußeren Welt. Das ist kein Entweder-Oder. Wir leben prinzipiell stets in beiden Welten, doch eine von beiden steht uns dabei näher, eine von beiden zieht uns mehr an. Das kann sich im Lauf des Lebens verändern, man kann es nicht im Voraus wissen, welche Entwicklung man selbst nimmt.


Auf den genannten inneren Kreis bezieht sich auch der Zen-Meister Awa, bei dem Eugen Herrigel die Kunst des Bogenschießens erlernte und dem er zum Abschluss, nach 5 Jahren, die folgenden Worte mit auf den Weg gab:


„Sie haben sich im Lauf dieser Jahre verändert. Dies bringt die Kunst des Bogenschießens mit sich: eine bis in letzte Tiefen reichende Auseinandersetzung des Schützen mit sich selbst. Sie haben es bisher wahrscheinlich kaum bemerkt, werden es aber unweigerlich spüren, wenn Sie in der Heimat Ihren Freunden und Bekannten wiederbegegnen: Es klingt nicht mehr wie früher zusammen. Sie sehen vieles anders und messen mit anderen Maßen. Auch mir ist es so gegangen, und jedem steht es bevor, der vom Geist dieser Kunst angerührt ist.4





Anmerkungen:

1) Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance, München 1979, S. 26

2) Wilhelm Capelle: Die Vorsokratiker, Stuttgart 1968, S. 2

3) Friedrich Nietzsche: Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen, Kindle, Pos. 49031

4) Eugen Herrigel: Zen in der Kunst des Bogenschießens, Kindle, Pos. 776



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