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Die Elemente

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Dr. phil. Elmar Basse

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Die Elemente

Für Thales stellt sich die Frage noch nicht, wie aus dem Einen – dem Urgrund bzw. Urprinzip – denn die Bewegung entstehen könne. Wenn Thales nämlich vom Wasser spricht, so ist dies von ihm so gedacht, dass in dem Urgrund dieser Welt Bewegung und Stoff schon zusammengehören.


Das wird erst später zum Problem, wenn die Frage des Werdens entsteht: Wenn das Eine unveränderlich ist, außerdem zeitlos und eigenschaftslos, wie erklärt sich dann für uns, dass es in der sinnlichen Welt ein Werden und Vergehen gibt? Wo kommt die Bewegung her, wenn das Eine bewegungs­los ist?


Eine Antwort wird darin gefunden, dass es Elemente gibt, die in sich unveränderlich sind, aber sich immer neu kombinieren, weil bestimmte Urkräfte wirken, die sie in Bewegung bringen.


Die allseits bekannte „Lehre von den 4 Elementen“ hat ihren Ursprung bei Empedokles, wie Thales ein vorsokratischer Philosoph.


Diese 4 Elemente sind Erde, Wasser, Feuer und Luft. Aus ihnen, aus deren Urteilchen in ihrer vielfältigen Mischung, ist die ganze Welt aufgebaut und auch die Menschen, die in ihr leben. „Alle sichtbaren Dinge unterscheiden sich voneinander nur durch die Menge und die Art der Kombinationen der Urteilchen dieser vier Stoffe …“1


Diese Vorstellung hat sich lange gehalten, bis ins 18. Jahrhundert, bis mit dem französischen Chemiker Lavoisier ein neuer Element-Begriff Einzug hält: Als Element gilt fortan ein Stoff, der chemisch nicht weiter zerlegbar ist. Solche „chemischen Elemente“ sind beispielsweise Gold, Silber, Sauerstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff …


In diesem heutigen, modernen Sinn ist also Feuer kein Element, weil es als Begleiterscheinung entsteht, wenn verschiedene chemische Elemente unter Freisetzung von Wärme (Energie) miteinander reagieren.


Es entstehen dann neben Feuer außerdem auch neue Stoffe, die man chemische Verbindungen nennt. Diese bedingen die stoffliche Vielfalt, die wir in der Natur wahrnehmen. Eine chemische Verbindung ist dann eben auch das Wasser, denn es entsteht unter Freisetzung von Energie aus Wasserstoff und Sauerstoff, die chemische Elemente sind.


Die Erde, d.h. der Erdboden, sowie alle Lebewesen, die sich auf dem Erdboden tummeln, weist sehr viele Verbindungen auf, die alle aus chemischen Elementen gebildet sind. Die Luft ist ein Gemisch von vielen Elementen und chemischen Verbindungen.


So sind es heute für die Naturwissenschaft nicht mehr des Empedokles 4 Elemente, sondern das periodische System der Elemente umfasst jetzt über einhundert von ihnen.

 

Was ist damit aber erwiesen für den spirituellen Menschen? Zunächst einmal zeigt sich im Periodensystem, wie die moderne Naturwissenschaft ein System der Elemente entwirft und damit auf ihre eigene Weise ihren Weg zum Urgrund geht, zu den Urprinzipien.


Ein System der Elemente, seien es die 4 des Empedokles oder das moderne Periodensystem, „ermöglicht es, die Vielfalt der Erscheinungsformen auf wenige Urqualitäten zu reduzieren. Die verschiedenen Zusammensetzungen und Mischungsverhältnisse ergeben die vielfältige Wirklichkeit, deren Struk­tur nun besser verstehbar wird.“2


Für nach Erkenntnis drängende Menschen, sei sie spirituell, naturwissenschaftlich, technisch, ästhetisch …, meldet sich angesicht der Vielfalt der Welt „das Bedürfnis, diese Welt zu ordnen. Alle Philosophien und Wissenschaften entsprechen diesem fundamentalen menschlichen Wunsch.“3

 

Hat die moderne Naturwissenschaft die 4-Elemente-Lehre nun „überwunden“, kann man sie als „erledigt“ betrachten, reif für das Museum der krausen Ideen, die sich „die Alten“ von der Welt machten? Das ist die offizielle Sichtweise, und sie wäre berechtigt, wenn Empedokles und Lavoisier beide das Gleiche gesucht haben würden, was sie aber nicht taten.


Schon bei Thales konnten wir sehen, dass ihn das Eine beschäftigt hat und nicht einfach das reale Wasser. Um Friedrich Nietzsche noch mal zu zitieren: „So schaute Thales die Einheit des Seienden, und wie er sich mitteilen wollte, redete er vom Wasser!“4


Mit dem Periodensystem der chemischen Elemente ist das Eine mitnichten gefunden. Denn dieses Periodensystem findet seine Anwendbarkeit nur im Bereich der Materie und nicht in der Gesamtwirklichkeit.5


Aber ist nicht Empedokles zumindest „erledigt“ mit seinen seltsamen 4 Elementen? Das würde er ganz sicher sein, wenn er das Gleiche gesucht haben würde wie seinerzeit Lavoisier. Dass dem aber nicht so war, ergibt sich schon aus einem Aspekt, der oftmals als Mangel dargestellt wird:


Es wird ihm nämlich vorgehalten, dass er die 4 Elemente zunächst als Götter eingeführt habe. Seiner Anerkennung als Vorläufer der Naturwissenschaft wird auch skeptisch entgegengehalten, dass er nicht nur ein „Physiker“ war, sondern auch ein „Mystiker“.6


Nur ist das eben tatsächlich kein Mangel. Für Empedokles gehört beides zusammen. Er will nicht einfach den „Weltstoff“ erklären, also die Materie. Wie Thales sucht er nach dem Einen und überlegt dabei über Thales hinaus, wie die Bewegung entstehen könne, wenn das Eine unveränderlich ist, unbeweglich und eigenschaftslos.





Anmerkungen:

1) Wilhelm Capelle: Die Vorsokratiker, Stuttgart 1968, S. 184

2) Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance, München 1979, S. 93

3) a.a.O., S. 92

4) Friedrich Nietzsche: Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen, Kindle, Pos. 49174

5) Dethlefsen, a.a.O., S. 93

6) Capelle, a.a.O., S. 188


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