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Eros & Destruktion

Praxis für Hypnose Hamburg

Dr. phil. Elmar Basse

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Eros & Destruktion

Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, hat sich in seinem späten Werk „Die endliche und die unendliche Analyse“ aus dem Jahre 1937 ausdrücklich auf Empedokles, den vorsokratischen Philosophen, bezogen:


„Unser Interesse gebührt … jener Lehre des Empedokles, die der psychoanalytischen Triebtheorie so nahekommt, dass man versucht wird zu behaupten, die beiden wären identisch …“


Freud meint hier Empedokles‘ Lehre, dass es zwei Prinzipien in der Welt gibt, die ewig miteinander ringen: Liebe und Streit. Sie seien „dem Namen und der Funktion nach das Gleiche wie unsere beiden Urtriebe Eros und Destruktion, der eine bemüht, das Vorhandene zu immer größeren Einheiten zusammenzufassen, der andere, diese Vereinigungen aufzulösen und die durch sie entstandenen Gebilde zu zerstören.“1


Wie ist Empedokles darauf gekommen?


Die Welt ist dem Philosophen zufolge aus Elementen zusammengesetzt, und zwar Feuer, Wasser, Erde und Luft. Sie sind nicht veränderlich, aber sie sind räumlich beweglich. „Alle sichtbaren Dinge unterscheiden sich voneinander nur durch die Menge und die Art der Kombinationen der Urteilchen dieser vier Stoffe …“


Dass das Sichtbare entsteht und vergeht, erschließt sich dem Empedokles da­durch, dass es im Prozess des Entstehens zur Vereinigung der Urteilchen kommt, im Vergehen jedoch zur Trennung.


Die räumliche Bewegung der Elemente geschieht nicht aus ihnen selbst heraus, sie selbst sind unveränderlich. Sie bewegen sich nicht selbst, sondern es gibt bewegende Kräfte. Als Prinzipien der Bewegung, die sich in ewigem Kampf befinden, sieht er dabei „Liebe“ und „Streit“.


„Aufgrund des ewigen Kampfes, des immer aufs Neue einander ablösenden Siegens und Unterliegens dieser beiden Mächte, eines in alle Ewigkeit fortdauernden Weltprozesses, der auf einem unveränderlichen Gesetz … beruht, nimmt Empedokles einen immer von Neuem sich wiederholenden periodischen Wechsel von Weltentstehung und Weltzerstörung an.“


Der Ausgangspunkt der Weltentstehung ist für den Philosophen der Sphairos, in dem alle Urteilchen aller Elemente und diese selbst noch beisammen sind – „dank der völligen Übermacht der Liebe [sind sämtliche] Urteilchen der vier Elemente unterschiedslos durcheinander zu einer ungeheuren Kugel zusammengeballt“. Das ist das Eine, das wir schon kennen und aus dem erst die Welt entsteht, und zwar durch dessen Aufteilung.


Diese Aufteilung des Einen entsteht durch die Bewegung des Streits: Das Eine entzweit sich und erleidet die Trennung. So entsteht die Akosmia. Indem dann aber wieder die Liebe als Vereinigungsbewegung obsiegt, können die getrennten Teilchen auf neue Weise zusammenfinden und sich untereinander mischen.


Damit die Welt entstehen kann, muss sich also das Eine teilen, in seine Elemente spalten, die sich dann je neu kombinieren und dadurch das Sichtbare entstehen lassen. Dieses ist, anders als das Eine, der Veränderlichkeit unterworfen: Auf das Entstehen folgt das Vergehen, auf die Liebe folgt der Streit, in einem ständigen Wechselspiel.2

 

Dem entspricht Freuds Theorie, wie oben schon erwähnt worden ist.


Für den Psychoanalytiker Freud wird das „menschliche Leben von zwei entgegengesetzten grundlegenden Trieben bestimmt: vom Lebenstrieb (Eros) und vom Todestrieb (Thanatos). Das Ziel des Letzteren ist, die Zusammenhänge aufzulösen und somit Dinge zu zerstören und das Lebende in den anorganischen Zustand zu überführen. Hierzu gehören auch die aggressiven Impulse. Das Ziel des Ersteren ist, immer größere Einheiten herzustellen und so das Lebende zu erhalten und Bindung herzustellen.“





Anmerkungen:

1) Sigmund Freud: Die endliche und die unendliche Analyse, 1937

2) Wilhelm Capelle: Die Vorsokratiker, Stuttgart 1968, S. 184 f.


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