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Spirituelle Erkenntnis

Praxis für Hypnose Hamburg

Dr. phil. Elmar Basse

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Spirituelle Erkenntnis

Die Überschrift „Spirituelle Erkenntnis“ mag zunächst verwirrend erscheinen. Ist „Erkenntnis“ denn nicht etwas, das in der Wissenschaft hervorgebracht wird (jedenfalls berufsmäßig, denn jeder Mensch kann in seinem Leben vielfältige Erkenntnisse haben)? Und ist das Spirituelle nicht etwas, an das man vielleicht „glauben“ kann, wo es jedoch keine Wahrheiten gibt, die man dort entdecken könnte?


Entsprechend wird ja auch oft behauptet, dass nur die Schulmedizin wirkt, alles andere sei nur „Glauben“: Alternative Heilverfahren hätten keine Wirkungskraft, sondern wirkten nur so weit, wie der be­treffende Mensch an sie „glaube“.


Zumindest die Anbieter der Verfahren sprechen jedoch lieber davon, dass es mehr um Offenheit geht: Wer ein Verfahren prinzipiell ablehnt, braucht es auch nicht ausprobieren, würde man im Zweifelsfall sagen. Wer es für sich nutzen will, braucht nicht mehr als seine Bereitschaft, etwas in sich geschehen zu lassen, soweit es für ihn stimmig erscheint.


In meiner Erfahrung mit Hypnose ist es sogar verbreitet so, dass Menschen es gar nicht für hilfreich halten, sich im Voraus Gedanken zu machen oder Erklärungen zu hören, wie und warum die Hypnose helfe.


Glauben oder Offenheit bedeuten für diese Menschen ganz schlicht, dass sie dem Verfahren eine Chance geben, seine Heilkraft zu entfalten, um wohlwollend zu beobachten, wie im weiteren Verlauf Heilungsprozesse vonstattengehen.

 

Alte und neue Medizin

Die heute verbreitete Schulmedizin hat es nicht schon immer gegeben (siehe zum Folgenden auch Mensch & Krankheit, Ursachen & Symptome, Mesmerisieren). Sie etablierte sich erst dann, als die medizinische Forschung mit den verschiedenen Naturwissenschaften eine fruchtbare Verbindung einging und dabei die Entdeckung machte, dass sie einzelne, konkrete Leiden sehr erfolgreich zu behandeln vermochte.


Im Angesicht dessen wurde dann von Rudolf Virchow, einem der Begründer der Schulmedizin, auf einem Kongress erklärt: „Es gibt keine Allgemeinkrankheiten, sondern nur mehr Organ- und Zellkrankheiten.1


Die moderne Medizin kann ungeheure Erfolge vorweisen. Krankheiten, die früher meist tödlich ausgingen, kann sie heute oftmals beherrschen. Epidemien und Pandemien vermag sie in die Schranken zu weisen. Das ist jedoch nur die eine Seite. Denn andererseits gibt es die Erfahrung, dass man anscheinend „nichts machen kann“. Objektiv bestehen Symptome, nicht selten mit großem Leidensdruck. Doch der professionelle ärztliche Blick vermag die Ursache nicht zu entdecken.


Tatsächlich ist es sogar so, dass jeder dritte leidende Mensch, der die hausärztliche Praxis wegen körperlicher Beschwerden aufsucht, sie ohne Befund wieder verlässt. „Denn obwohl die Betroffenen über Schmerzen klagen, findet der Arzt nichts.“ Bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen dürfte es kaum besser aussehen.


Der unleugbare medizinische Fortschritt enthält gewissermaßen die Heilungsvision: Wenn du krank bist, dann gehe zum Arzt, denn der kümmert sich schon darum. Man untersucht dort den kranken Menschen mit den technischen Messinstrumenten.


Genau genommen nicht wirklich den Menschen, sondern eher nur seine Organe und die befallenen Körperstellen. Denn Krankheit, das ist für die Medizin nicht „etwas, was dem ganzen Menschen, sondern was einem seiner Organe zustößt2. Wenn sich da aber nichts finden lässt, hat die Medizin keinen Ansatzpunkt.


Nicht jedem Menschen, der leidend ist und dem die Medizin nicht hilft, ist die Idee jedoch eingängig, dass er „eigentlich“ gar nicht krank ist. Seine subjektive Empfindung widersetzt sich dem womöglich. Er spürt, dass er eine Krankheit hat. Genauer: dass er selber krank ist. Dass er ein kranker Mensch also ist.


Das aber ist ein Selbstverständnis, mit dem die Schulmedizin letztlich kaum etwas anfangen kann. Ihr wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn basiert ja entscheidend gerade darauf, dass sie nicht den Menschen behandelt, sondern einzelne seiner Organe. Stefan Zweig bringt es auf den Punkt, wenn er dazu geschrieben hat: „Das seelische Gesamtphänomen ‚Krankheit‘ (zerfällt) in unzählige einzelne genau katalogisierte Krankheiten.3


Was aber spürt der Mensch, der krank ist oder sich zumindest so fühlt: dass etwas nicht in Ordnung ist. Etwas in ihm scheint nicht zu stimmen. Warum das Symptom entstanden ist, kann er sich oft so wenig erklären, wie der Arzt es zu klären vermag. Dem Menschen drängt es sich jedoch auf, er kann es oft nur schwer ignorieren. Er sucht die Antwort auf das Warum.


Besonders drängend wird das für Menschen bei allem, was irgendwie psychisch verursacht scheint oder zumindest mitbedingt ist. Es entzieht sich ihrer Kontrolle, wird oftmals als „unwillkürlich, unbeeinflussbar, manchmal wie von außen kommend“4 erlebt. Irgendein „Etwas“ scheint das Leiden bewirkt zu haben. Was aber soll dieses „Etwas“ sein? Es ist eine Störung der Lebenskräfte, die durch „etwas“ bewirkt worden ist. „Etwas“ ist mit dem Menschen geschehen, es wirkt negativ auf ihn ein.


Die verschiedenen Heilmethoden der vormodernen Medizin haben das gemeinsame Ziel, mit diesem „Etwas“ Kontakt aufzunehmen, wie immer man es nennen mag. In der Sprache der Hypnose erscheint es als das „Unbewusste“ bzw. als unbewusste Heilkräfte, die therapeutisch zu nutzen sind, um innere Heilung in Gang zu bringen.


Sie reihen sich damit übrigens ein in all die anderen Verfahren, die man „esoterisch“ nennt (Yoga, Me­di­tation, Kabbalah und viele andere mehr) und die auf etwas „Tieferes“ zielen, das sich dem direkten Zugriff entzieht und irgendwie „hinter“ der Materie wirkt, sie jedoch zugleich durchwirkt.


Die esoterischen Verfahren sind allesamt Erkenntnisverfahren: Sie bieten dem Menschen einen Weg, wie er mit dem in Kontakt kommen kann, was man „Tieferes“, „Höheres“ oder auch „Jenseitiges“ nennt. Es ist kein wissenschaftlicher Weg, im Sinne der modernen Naturwissenschaft. Ganz besonders ist es kein Weg, den man einfach beschreiten kann, ohne sich selbst dabei zu verändern.


„Ein Chemiker kann heute eine sensationelle Entdeckung machen und gleichzeitig weiterhin seine Frau schlagen, den Prozess gegen seinen Bruder weiterführen, auf die Gesellschaft schimpfen und so weiter. Sein Leben und Verhalten bleibt von seiner chemischen Entdeckung völlig unberührt. Vollkommen anders verhält es sich mit der kleinsten esoterischen ‚Entdeckung‘. Sie hat direkte Auswirkungen auf alle Bereiche des Seins, erzwingt eine andere Einstellung zur Welt, macht bisherige Gewohnheiten ab sofort unmöglich.“5







Anmerkungen:

1) Stefan Zweig: Heilung durch den Geist, Kindle Pos. 42845

2) Stefan Zweig, a.a.O., Pos. 42848

3) a.a.O.

4) Burkhard Peter: Therapeutisches Tertium und hypnotische Rituale, S. 70, in: B. Peter, D. Revenstorf: Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin, Heidelberg 2009

5) Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance, München 1979, S. 23

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