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Innere Reise und Anderswelt

Praxis für Hypnose Hamburg

Dr. phil. Elmar Basse

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Innere Reise u. Anderswelt

In der Hypnosetherapie zielt man häufig darauf ab, innere Bilder entstehen zu lassen. Klienten sollen sich vorstellen, sie seien beispielsweise am Strand oder einem schönen Ort, an dem sie sich wirklich wohl fühlen können.


So einfach das zunächst klingen mag, so schwierig kann es sich manchmal gestalten. Nicht wenige Menschen erleben es so, dass sie ständig unruhig sind, dass ihre Gedanken und Gefühle ständig hin und her wandern. Es fällt ihnen entsprechend schwer, bei einem inneren Bild zu bleiben und es sich entwickeln zu lassen.


Andere sagen gleich von sich selbst, sie könnten keine Bilder erzeugen, sie würden sie innerlich nie sehen.


(Eine Anmerkung dazu: In der energetischen Hypnose, wie ich sie selber praktiziere, ist es nicht erforderlich, innere Bilder wahrzunehmen. Es gibt jedoch durchaus auch Wege, auf energetischem Wege zumindest, innere Ruhe entstehen zu lassen, sodass sich Bilder auch einstellen können.)


Was den zweiten Punkt betrifft – die mutmaßliche Unfähigkeit, Vorstellungsbilder entstehen zu lassen –, herrscht hier oft ein Missverständnis zwischen Therapeut und Klient. Der Letztere erwartet nicht selten, er sollte „wirklich“ etwas sehen, z.B. tatsächlich und real einen Meeresstrand vor sich sehen, in seiner Vorstellung, als sei er real. (Das kann durchaus vorkommen und wäre dann, wenn es sich einstellen würde, eine Halluzination.)


Solche Halluzinationen werden von Hypnoseanbietern meistens gar nicht beabsichtigt. Sie arbeiten, wenn sie Bilder verwenden, nur mit „gedanklichen Vorstellungen“.


Sagt man z.B. jemandem, er solle nicht an einen gelben Pfau denken, so hat sich in dessen Innerem die entsprechende Vorstellung bereits gebildet – jedenfalls für einen Moment. Denn der Gedankenapparat kann sich das Nichts nicht vorstellen und produziert geradewegs den Gedanken, der ja nicht gedacht werden sollte.


Nur ist diese Vorstellung in der Regel nur sehr schwach. Sie meldet sich kurz als Gedankenfunke, verblasst und verschwindet dann aber schnell.


Es gibt jedoch methodische Wege, innere Bilder entstehen zu lassen und sie immer mehr anzureichern, sodass sie plastisch wahrnehmbar sind. Im Katathymen Bilderleben vollzieht sich die therapeutische Arbeit gerade nur auf diesem Wege, dass innere Bilder entstehen können. Der Patient wird dabei gebeten, bei der Vorstellung zu bleiben und sie im Detail zu beschreiben.


Z.B. fragt man im „Blumentest“, ob der Patient in der Lage sei, sich eine Blume vorzustellen:


Nach der Aufforderung, die Augen zu schließen, „… frage ich den Patienten: ‚Können Sie sich eine Blume vorstellen?‘ Nach kurzer Pause schließe ich an: ‚Und dann erzählen Sie mir, was Sie sich vorgestellt haben.‘ … In der Regel berichtet der Patient von einer Blume. … Ich bitte, mir die Blume in allen Einzelheiten zu beschreiben, die Farbe, den Blick in den Kelch usf.“


„Ich benutze … niemals das Wort ‚sehen‘. Immer spreche ich vom ‚Vorstellen‘. Manche Patienten glauben ihrerseits, sie müssten etwas ‚sehen‘. Sie sind dementsprechend enttäuscht, wenn die Imaginationi als Phänomen dem Sehen nicht gleichkommt. Es ist vielmehr blass, ohne rechte Konturen und schwankt zunächst in seiner Deutlichkeit. … Trotzdem ist es erstaunlich, wie leicht es gelingt, sich in dieser zwanglosen Situation ad hoc eine Blume vorzustellen und im Detail darüber zu berichten.“


„Ich gehe nun einen Schritt weiter und bitte, in der Vorstellung zu versuchen, den Blütenkelch der Blume mit einer Fingerspitze zu berühren. … Die Empfindungen lasse ich mir beschreiben. Manche erleben diese Szene derart realistisch, dass sie die Hand heben und den Zeigefinger ausstrecken. Die Tastqualität kann meist auch gut wiedergegeben werden.“1


Die Reise in die Anderswelt kann sich auf ähnlichen Wegen vollziehen. So wird von Axel Brück erwähnt, dass es eine Möglichkeit sei, für Reisen in die Untere Welt sich einen Tunnel oder eine Höhle zu visualisieren:


„Du kannst ohne Weiteres dafür einen künstlichen Tunnel benutzen. Als ich diese Technik ausprobiert habe, habe ich aus einem Grund, an den ich mich heute nicht mehr erinnern kann, als unterirdischen Reiseweg eine S-Bahnstation in Hamburg benutzt. Wenn der Eintritt in den Reisezustand auf sich warten ließ, bin ich dann in meiner Vorstellung auf die Gleise gesprungen und – von Schwelle zu Schwelle hüpfend – in den Tunnel hineingegangen.“2


Nur eben ist die Anderswelt-Reise keine visualisierende Fantasiereise. Das Visualisieren ist nur eine Technik, es ist ein technisches Hilfsmittel, um den inneren Zugang zu finden, und ist meistens nicht notwendig.


Im Unterschied zur Anderswelt-Reise ist die Fantasiereise willentliches Vorstellen: Man stellt sich – im Blumentest nach Leuner – irgendeine Blume vor und lässt sie absichtlich entstehen. Oder man macht sich mit Axel Brück absichtlich auf den inneren Weg in den S-Bahntunnel hinein. Dabei ist es dann immer so, das kennzeichnet die Fantasiereise als einen Visualisierungs-Vorgang, „dass dein Gedanke der Entstehung des inneren Bildes immer ein winziges Stück vorauseilt. Auch wenn du nicht bewusst darauf achtest, spürst du, wie du zuerst den Gedanken formst und wie dann daraus das Bild entsteht.“3


Woran kann man selbst bemerken, dass man in der Anderswelt ist?


„Den Eintritt in die Anderswelt erkennst du daran, dass sich etwas in deine Bilder hineindrängt, das du nicht visualisiert hast. … Wenn du den visualisierten Weg als Hilfsmittel für den Eintritt in die Anderswelt benutzt, dann ist dieser Augenblick, in dem sich etwas Fremdes, nicht Visualisiertes in deine Bilder hineindrängt, entscheidend: Das signalisiert dir nämlich, dass du in der Anderswelt angekommen bist. Damit der Reisezustand sich entfalten kann, ist es jetzt wichtig, deine eigenen inneren Bilder loszulassen, also das Visualisieren einzustellen.“4


Nun gibt es keine Gewähr dafür, dass sich „etwas Fremdes“ einstellt. Gerade das kann man nicht erzwingen. Es kann einfach so im Alltag geschehen. Die schamanische Reise hingegen ist ein Reiseritual, in dem man Rahmenbedingungen schafft, die den Zugang zur Anderswelt für die Teilnehmer ermöglichen sollen. Der Eintritt in die Anderswelt ist dann auf diesem Weg intendiert, die Teilnehmer streben ihn für sich an, in diesem jeweiligen Lebensmoment.


Es lässt sich wie erwähnt nicht erzwingen. Das eigentliche Ritual dauert in seinem Kernelement meistens ca. 15 Minuten. „Der eigentliche Reisezustand beansprucht davon lediglich einen Bruchteil, meist zwischen einer und zwei Minuten.“ Darum braucht man sich nicht beeilen: „Selbst wenn 10 Minuten schon vorbei sind – die Zeit reicht immer noch für eine ausgedehnte und vollständige Anderswelt-Reise.“5






Anmerkungen:

1) Hanscarl Leuner: Katathym-Imaginative Psychotherapie, Stuttgart 1994, S. 104

2) Axel Brück: Die Anderswelt-Reise, Uhlstädt-Kirchhasel 2004, S. 124

3) a.a.O.

4) a.a.O.

5) a.a.O., S. 48


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