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Carpenter-Effekt

Praxis für Hypnose Hamburg

Dr. phil. Elmar Basse

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Carpenter-Effekt

Um einen Problemzustand aufzulösen und Zielfixierungen aufzuheben, ist, so haben wir gesehen, das Innehalten der wichtige Schritt (siehe Der Problemzustand). Indem wir das Ziel beiseitestellen – ohne es aus dem Blick zu verlieren –, kann sich die innere Spannung lösen. Das erst öffnet den Raum dafür, dass neue Wege entdeckt werden können.


Hier meldet sich beim Lesen die Frage – vielleicht nicht bei jedem, aber bei vielen –, was das denn nun bringen soll. „Ich muss doch irgendetwas machen … wie soll ich das Problem denn nun lösen … sagen Sie das doch bitte endlich!“


Aber aus meiner Erfahrung mit Menschen kann ich ganz eindeutig sagen, dass niemand diese Frage je stellt, wenn der Problemzustand aufgelöst wird. Wen sie aber bislang noch beschäftigt, betrachtet das Ganze nur von außen, als eine rein theoretische Frage, oder ist selbst im Problemzustand, der noch auf seine Auflösung wartet.


Den erstrebten Lösungszustand kennzeichnet hingegen das Nicht-Tun. Wir hören auf, etwas zu machen oder etwas zu bekämpfen. Das erst öffnet die Möglichkeit, dass unser Geist aktiv werden kann, und zwar dank des Carpenter-Effekts, auch „ideomotorisches Gesetz“ genannt:

 

Schon die Vorstellung einer Bewegung löst eine Tendenz in uns aus, diese Bewegung auszuführen.

 

Ein einfacher Weg, es zu erproben, ist zum Beispiel der folgende: Schauen Sie in einem geschlossenen Raum (beispielsweise bei sich zu Hause) aufrecht stehend geradeaus vor sich hin und denken dabei ganz intensiv an die Wandseite rechts von Ihnen – automatisch, unbewusst bewegt sich dann etwas in Ihrem Körper in die vorgestellte Richtung1. Wenn jemand anders Sie dabei anschaut, kann er vielleicht wahrnehmen, dass sich Ihr Körper nach rechts neigen wird, je mehr Sie an die rechte Wand denken, auch wenn Sie sich dabei nicht bewegen.


Manchmal bedarf es etwas Übung, bevor man den Effekt selbst spürt (auch andere Dinge muss man erst „lernen“, z.B. Rad oder Auto fahren, später gelingt es ganz automatisch). Im Zuge der Hypnosebehandlung wäre er leicht zu demonstrieren, ich unterstütze dabei anfangs nur.


 

Ein anderes Beispiel, das den Carpenter-Effekt demonstriert, ist das des Chevreulschen Pendels:


Vielleicht haben Sie gerade kein Pendel zur Hand, können es aber herstellen, indem Sie an einen dünnen Faden von ca. 50 mm Länge ein Gewicht befestigen, vielleicht einen etwas schwereren Ring oder etwas Vergleichbares. … Setzen Sie sich an einen Tisch und halten das Pendel dabei ganz ruhig über einem Punkt auf dem Tisch, bis es aufhört, sich zu bewegen. … Lassen Sie den Ellenbogen des das Pendel haltenden Arms auf der Unterlage ruhen, die Hand soll ganz locker gehalten werden. … Schauen Sie nur noch auf das Pendel und stellen sich dabei intensiv vor, dass das Pendel sich bewegt, z.B. nach rechts oder links oder auch im Uhrzeigersinn.


Sie werden Folgendes bemerken: Vielleicht beginnt es sich gleich zu bewegen … oder es dauert einige Zeit .. oder es geschieht (zunächst) gar nichts.


Wenn sich das Pendel „von selbst“ bewegt, liegt es in Wirklichkeit daran, dass die Vorstellung der Bewegung in Arm und Hand Impulse auslöst, feine Muskelbewegungen, die das Pendel schwingen lassen. Je energetischer die Vorstellung ist, desto stärker die Pendelbewegung.


Bei manchen Menschen dauert es länger, bis die Pendelbewegung einsetzt. Bei anderen passiert (zunächst) scheinbar nichts, auch wenn sie es gerne erreichen möchten.


Meine Meinung dazu ist: Jeder Mensch ist dazu fähig, die Pendelbewegung entstehen zu lassen. Der entscheidende Faktor ist nicht das Wollen, sondern die Energieübertragung. Der Impuls der Vorstellungskraft muss bis in die Hand gelangen. In einer Hypnosebehandlung lässt es sich leicht demonstrieren, wie mithilfe des Energetisierens das Pendel in Schwingung versetzt werden kann.


 

Anweisungen an das Unbewusste:

Mithilfe des Pendels können Sie Ihrem Unbewussten Aufträge geben, z.B. dass Sie am nächsten Morgen zu einer bestimmten Zeit wach werden wollen. Zeichnen Sie dazu auf ein Blatt Papier das Zifferblatt einer Uhr. Lassen Sie das Pendel nun aus dem Stillstand heraus in genau die Richtung schwingen, in der sich die Uhrzeit auf dem Blatt befindet, zu der Sie morgen erwachen wollen. Bleiben Sie intensiv bei der Vorstellung Ihrer gewünschten Aufwachzeit und lassen das Pendel intensiv schwingen. Bleiben Sie dabei einige Minuten und brauchen nicht überrascht sein, wenn Sie am nächsten Morgen genau zu der vorgestellten Uhrzeit wach werden.


 

Ein letztes Beispiel, das vielleicht auch nachdenklich macht, ist dasjenige der Handlevitation. Sie stellt eine klassische Hypnoseeinleitung dar, die aber in der Hypnoseausbildung meistens gar nicht erst gelehrt wird, weil sie angeblich zu aufwendig ist. Sie vollzieht sich kurz gesagt so:


Setzen Sie sich einfach hin, lehnen den Rücken an die Lehne und stellen die Füße flach auf den Boden. Dann legen Sie beide Handflächen auf den Oberschenkeln ab und lassen sie dort einfach ruhen. Nun brauchen Sie gar nichts weiter zu tun. Nehmen Sie nur Ihre Hände wahr, schauen Sie auf sie hinunter. Sie werden dann vielleicht feststellen können, dass in den Händen Bewegung ist. Sie sind keine „toten Fische“, die einfach nur auf den Beinen liegen. In den Händen und den Fingern sind sehr kleine, empfindliche Muskeln. Insbesondere die Fingerspitzen sind besonders empfindungsfähig.


Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit dauerhaft nur auf die Hände. Nach einiger Zeit werden Sie vielleicht merken, dass einer der Finger oder Daumen ein kleines bisschen zu zucken beginnt. Lassen Sie das einfach geschehen und geben den Bewegungen Raum. Bald kann es nämlich dazu kommen, dass die Finger / Daumen der Hand mehr und mehr sich bewegen wollen. Wenn Sie das weiter geschehen lassen, kann sich früher oder später diese sich bewegende Hand allmählich, und zwar ganz von selbst, von dem Oberschenkel lösen und gemächlich nach oben steigen, in einem äußerst langsamen Tempo.

 

Nun, wenn Sie das so versuchen, werden Sie wahrscheinlich bemerken, dass sich (scheinbar) gar nichts tut. Die beiden Hände bleiben so liegen. Das ist bei den meisten so, mit denen man diese Hypnoseeinleitung in der Praxis vornehmen möchte.


Was aber wirklich geschieht, ist typischerweise das Folgende: Die Menschen schauen auf ihre Hände, warten darauf, dass sich etwas tut, und sind enttäuscht, wenn nichts geschieht.


Geschieht aber in Wirklichkeit nichts? Bedenken Sie bitte: Die Hände sind hochgradig empfindlich. Versuchen Sie nur einige Minuten vollkommen unbeweglich zu sitzen und die Hände nicht zu bewegen. Sie werden feststellen, dass das nicht leicht ist. In den Händen „pulsiert das Leben“. Es ist nicht leicht, sie ruhig zu halten. (Das entspricht übrigens den Gedanken, die sich auch bei den meisten „bewegen“: Vielen Menschen fällt es auch schwer, ihre Gedanken ganz ruhig sein zu lassen bzw. nichts zu denken.)


Was Sie also feststellen könnten, dürfte vermutlich das Folgende sein: In den Händen gibt es Impulse, minimale Bewegungsimpulse. Diese führen jedoch nicht dazu, dass sich die Hand „von selbst“ anhebt, auch nicht wenn es intensiv vorgestellt wird oder der Hypnosetherapeut entsprechende Suggestionen gibt.


Das hängt wiederum mit der Energetisierung zusammen: Die Vorstellung / der Wunsch / die Idee, dass sich die Hand nach oben bewegt, muss sich als Bewegungsimpuls in der Hand manifestieren und eine solche Wirkung entfalten, dass sich die Hand tatsächlich hebt.



In der energetischen Hypnose, wie ich sie praktisch anwende, geht es aber eben darum: Energie soll dorthin fließen, wo sie im Moment benötigt wird. Oft gerät sie aber ins Stocken, besonders im Problemzustand. Es ist ein Ziel der hypnotischen Arbeit, die Energie heilsam fließen zu lassen und es zu ermöglichen, dass sie sich mit hilfreichen Gedanken auf gute Weise verbinden kann, um sie Wirklichkeit werden zu lassen.





Anmerkungen:

1) Thorsten Havener: Ich weiß, was du denkst, Kindle Pos. 463


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